Vom 'Hackable Animal' zurück zum Menschen
Während der Hochphase des Weltschnupfens stieß ich auf ein Interview mit einem mir bis dahin unbekannten Mann.
Das ist mein persönlicher Beitrag zur von mir im März 2025 gestarteten 2. deutschsprachigen Blog-Challenge mit dem Thema „Was macht den Menschen zum Menschen?“

Seine gepresste Stimme, seine Worte – sie verstörten mich. Der Mensch sei ein 'Hackable Animal', sagte er, Computer wüssten besser, was wir wollen, als wir selbst. Ich schüttelte den Kopf über diese Figur, die auf mich wirkte, als wäre sie der Erzählung Herr der Ringe entsprungen, auf der dunklen Seite der Macht stehend und völlig ahnungslos, was Lebendigkeit betrifft.
Ein paar Tage später sollte ich erfahren, dass dieser geistige Ziehsohn von Klaus Schwab, dieser Yuval Noah, also gerade der angesagte Bestsellerautor und Star ist. Sogar in meinem bekannten Kreis lasen manche sein neuestes Buch und schienen begeistert. Ich konnte darüber nicht ins Gespräch gehen, so entsetzt war ich nun.
'Hackable Animal' – was heißt das?
Hackable kenne ich aus der Computerwelt – es bedeutet, sich unerlaubt Zugriff zu einem System zu verschaffen. Und genau das geschieht mit Menschen, wenn sie manipuliert oder gesteuert werden. Der Nerd würde das bestreiten und für gewaltsamen Zugriff das Wort Cracken verwenden.
Doch vielleicht sind das nur zwei unterschiedliche Perspektiven. Was der Zugreifer als gewaltfrei und gewandt empfindet, ist für den Betroffenen schon Gewalt. Mir kommt dabei sofort der Begriff Manipulation in den Sinn. Auch das Wort bedarf der Erklärung der empfundenen Bedeutung, bevor man sich in Gesprächen darin verheddert.
Ich unterstellte Yuval Noah Harari, dass er keine Gewaltanwendung darin sieht, Animals zu hacken. Im Weltschnupfen sah und fühlte ich so viele gehackte, also manipulierte Menschen, die sie wie hypnotisiert in die hingehaltene Spritze rannten. Erschreckend wenige weigerten sich und nach jedem Durchgang schüttelten ein paar weitere ihre Angst ab. Manche holen sich bis heute auf Fingerschnippen ihre Injektionen ab. Es gibt also Menschen, die hackable sind, die so berechenbar sind, dass sie sehr gut steuerbar sind, und der Außenstehende wundert sich.
Auch ich war 'hackable'.
Zunächst hielt ich das für eine dystopische Theorie, doch dann erkannte ich, dass ich selbst gehackt worden war – nicht durch Algorithmen, sondern durch ein ganz anderes System. Zu meinem Erstaunen sagte mir meine Anwältin, die mich durch den Dreijährigen Rosenkrieg zur Scheidung geleitet hat, dass es sie beeindruckt hätte, wie er mich bis zuletzt gesteuert hätte. Das saß tief, da ich die Selbstwahrnehmung wachsender Souveränität hatte.
Nun, das ist kein Widerspruch, das schreibe ich heute. Was mir meine Anwältin auch sagte, war, dass ich geführt sei. In den Wochen nach meiner Scheidung spürte ich immer stärker meine Verbindung zu dieser Führung. Ich nenne sie meine Spirits. Sie führten mich geduldig und mit sicherer Hand durch den Weltschnupfen, in den mein Rosenkrieg nahtlos überging.
Im größten Retreat der Welt machte ich also meine Hausaufgaben. Ich wechselte die Perspektive und versiegelte nach und nach meine Back Doors, wie es in der Computersprache heißt, die Einfallstore für Hackerangriffe und Manipulation. Heute erkenne ich Muster und weiß, wie sie sich ändern lassen, wenn es störende Muster sind.
In meiner Wahrnehmung bin ich vom 'Hackable Animal' zum Menschen geworden. Es war ein Prozess, ein Weg der Entwicklung, und er ist nicht abgeschlossen. Es gibt immer noch Möglichkeiten der Verfeinerung. Auch heute noch gibt es Momente, die sich wie Rückfälle anfühlen und Selbstliebe erfordern, ganz viel Selbstliebe.
Was macht nun den Menschen zum Menschen?
In einer Gesellschaft, die uns in die Form des 'Hackable Animal's, des steuerbaren Nutztiers, haben will, ist es der Wille, sich der Steuerung zu entziehen und der tiefe Wunsch, wieder zum Menschen zu werden, der uns zum Menschen werden lässt. Und vielleicht ist genau das die Aufgabe, die unsere Seelen sich gestellt haben, als sie sich in diese Welt inkarniert sind. All die Manipulationsversuche zu erkennen und zu sich selbst, zu den eigenen Werten, zurückfinden.
Der Mensch ist nicht dazu bestimmt, ein 'Hackable Animal' zu bleiben. Er kann seine Back Doors schließen, sich neu ausrichten – und wieder zu sich selbst finden. Denn das Menschsein beginnt da, wo die Fremdsteuerung endet.
Wunderbar geschrieben. Und so verrückt es klingt, man kann sogar noch gesteuert werden, wenn der Steuernde längst nicht mehr lebt.
Das hab ich in den vergangenen zwei Wochen stark gespürt.
Und ich bin an dem Punkt, so schnell es mir möglich ist, alles, was aus der Vergangenheit kommt, wegzuwerfen, sei es real oder virtuell.
Einen großen Frühjahrsputz im Kopf und im Haus.
Ich hab gemerkt, dass ich einige Lasten auf meiner Seele sonst nicht ablegen kann.
Ich hoffe danach wird es besser und leichter.
Danke Margot! Ich bin tief beeindruckt von deinem Weg, und von der Offenheit und dem Mut. Der Weg von der Steuerung zur Führung ist fließend. Ebenso in der Gegenrichtung. Was heute erwünschte, positive und selbstlose Führung ist, kann sich bis "morgen" in Steuerung, Kontrolle, Manipulation wandeln.
Ich war ein Berufsleben lang Lehrer, habe vor 55 Jahren zum ersten mal ein Orchester dirigiert. Das Führen/Steuern ---> loslassen können ist DAS Thema der Pädagogik. Und ich kann nicht behaupten, dass ich das immer geMEISTERt hätte. Bleiben wir also wachsam, sei es als Lehrer oder als Schüler!